15.11.2016
Aktion Meditech Medien-Seminar: Gesundheit für Herz und Gefäße
Fortwährende medizintechnische Innovationen retten Leben
Hamburg – Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland nach wie vor die häufigste Todesursache. Bei der Therapie von Herzerkrankungen profitieren Patienten von innovativen Medizintechnologien. Der medizintechnische Fortschritt ermöglicht schonendere Verfahren und eine bessere Versorgung, wie Ärzte und Patienten im Oktober auf einer Veranstaltung der Aktion Meditech in Hamburg verdeutlichten. Die Themenpalette reichte dabei von der minimalinvasiven Behandlung der Mitralinsuffizienz über den Schutz vor dem plötzlichen Herztod und die Telekardiologie bis hin zur venenerhaltenden Therapie bei Krampfadern.

Mini-Helfer für das Herz – die Behandlung der Herzklappen
Die Mitralinsuffizienz (MI) zählt zu den am häufigsten diagnostizierten Herzklappenfehlern. „Die Prävalenz der MI bei Personen ab 75 Jahren liegt bei etwa 10 Prozent“, erläuterte Dr. Tobias Schmidt, Asklepios Klinik St. Georg. Sie kann ernsthafte Herzprobleme wie beispielsweise Herzversagen verursachen. So liegt die Sterberate bei hochgradiger Mitralklappeninsuffizienz bei bis zu 10Prozent/Jahr. Kathetergestützte Eingriffe haben heute die Möglichkeiten der Behandlung wesentlich erweitert und Patienten profitieren von den minimalinvasiven Therapieoptionen, wie Schmidt zeigte. Die kathetergestützte Mitralklappenreparatur mittels MitraClip bietet Patienten mit hohem operativem Risiko eine minimalinvasive Therapieoption bei hochgradiger symptomatischer MI. Bei dem Verfahren wird ein Clip an der Mitralklappe befestigt, um die MI zu reduzieren: Der Mitralklappen-Clip ist eine Art Klammer, die direkt an der Mitralklappe angebracht wird, ohne dass dafür der Brustkorb geöffnet werden oder der Patient an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden muss. Die Therapieentscheidung zwischen einer herzchirurgischen Operation und der interventionellen Kathetertherapie fällt dabei das „Heart Team“, welches aus Kardiologen, Herzchirurgen und Anästhesisten besteht. „Für die Entscheidung relevant sind der Patient und sein klinischer Zustand, wie etwa körperliche Aktivität und Alter, sowie die OP relevanten Nebenerkrankungen zum Abschätzen des operativen Risikos“, erläuterte Schmidt. Das Mitraclip-Verfahren hat sich in den letzten Jahren als Therapieoption für Patienten, bei denen ein operatives Vorgehen kontraindiziert ist, etabliert. Weltweit wurden mittlerweile über 35.000 Patienten mit diesem Verfahren behandelt. Für dieses Patientenkollektiv belegen Registerdaten ein geringes eingriffsbedingtes Risiko sowie eine Verbesserung der Herzinsuffizienzsymptomatik und Lebensqualität nach dem Eingriff.Defibrillator-Weste schützt vor dem plötzlichen Herztod
Der plötzliche Herztod (PHT) ist eine der häufigsten Todesursachen in der westlichen Welt, allein in Deutschland sterben daran jährlich 100.000 bis 150.000 Menschen. Verursacht wird der PHT durch eine Entgleisung der geordneten elektrischen Erregung des Herzmuskels, die sich zur Kammertachykardie oder sogar zum lebensbedrohlichen Kammerflimmern entwickeln kann. Wird diese Entgleisung nicht innerhalb weniger Minuten durch einen elektrischen Schock beendet und der regelmäßige Herzschlag wieder hergestellt, stirbt der Patient entweder sofort, oder das Gehirn wird schwer geschädigt. Dr. Achim Gutersohn, St. Marienhospital Vechta, unterstrich in seinem Vortrag den entscheidenden Faktor Zeit: „Mit jeder Minute Verzögerung bis zur Defibrillation sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um 10 Prozent.“ Bei permanentem Risiko ist der implantierbare Cardioverter/Defibrillator (ICD) als wirksame Therapiemethode etabliert. Allerdings muss gemäß den kardiologischen Leitlinien in den meisten Fällen zunächst eine Wartezeit bis zur Implantation überbrückt werden, so Gutersohn. Eine medikamentöse Optimierung dauere in der Regel mindestens drei Monate. Die Patienten sind in dieser Wartezeit jedoch einem hohen Risiko ausgesetzt, am plötzlichen Herztod zu versterben. Eine wirksame Überbrückung der Wartezeiten ermöglicht die tragbare Defibrillator-Weste LifeVest. Im Gegensatz zum ICD wird die LifeVest direkt am Körper getragen und nicht in den Brustkorb implantiert. Wenn ein lebensgefährlicher Rhythmus festgestellt wird, alarmiert die Weste den Patienten, bevor ein Behandlungsschock abgegeben wird. Dadurch kann der Patient, wenn er bei Bewusstsein ist, den Schock selbst verzögern. Wird der Patient bewusstlos, gibt das Gerät erst ein leitendes Gel über die Therapieelektroden und dann einen Behandlungsschock ab, um den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen. Neben dem zuverlässigen Schutz für den Patienten gibt die LifeVest dem Arzt durch die Aufzeichnung der kardialen Ereignisse eine ideale Entscheidungsgrundlage für die weitere Therapie. Aktuelle Registerdaten zeigen, dass bei 1 von 14 Patienten Arrhythmien festgestellt werden, die eine ärztliche Intervention erfordern. 41% der Patienten, die eine LifeVest trugen, benötigen hingegen keine Implantation eines ICD, da sich die Pumpleistung des Herzens wieder erholt. Mehr als 100.000 Patienten weltweit wurde die Westebislang verschrieben, jeden Tag rettet die Weste weltweit etwa 3 Patientenleben. „Ohne die LifeVest würde ich hier nicht sitzen“, brachte es auch Patient Jürgen Schmidt auf den Punkt, der die Defi-Weste nach einem Herzinfarkt verschrieben bekommen hatte und mittlerweile einen ICD trägt. Während er alleine zu Hause war, bekam er ein Kammerflimmern und eine lebensrettende Schock-Abgabe durch die LifeVest.