19.05.2011
Carotis-Stenting - Kleiner Engriff schützt vor Schlaganfall

Halsschlagadern heißen in der Fachsprache Carotiden. Ihre Verengung, die Carotis-Stenose, kann zum Schlaganfall führen
Der Schlaganfall ist eine gefürchtete Erkrankung. Er tritt unerwartet auf und tut nicht weh, kann aber schwere Behinderungen hinterlassen. In den Industrienationen ist Schlaganfall nach Krebs- und Herzerkrankungen die dritthäufigste Todesursache und verantwortlich für die meisten Fälle von Pflegebedürftigkeit im Erwachsenenalter. Allein in Deutschland haben bis zu 1,5 Millionen Betroffene mit den Folgen zu kämpfen, rund 200.000 neue Patienten kommen jährlich hinzu - jeder Zehnte stirbt an den akuten Folgen des Schlaganfalls. Besonders gefährdet sind Menschen ab 65 Jahren. Doch auch jüngere können, vor allem bei erblichen Risikofaktoren und ungesunder Lebensführung, betroffen sein.

Arteriosklerose führt zu Kalkablagerungen in der Halsschlagader. Ist das Gefäß verengt, kann das Blut nicht frei zum Gehirn fließen

Nach der Weitung durch einen Ballon stützt ein Stent die Halsschlagader. Ein kleiner Schirm verhindert, dass gelöste Verkalkungen zum Gehirn vordringen

Der Stent bleibt in der Halsschlagader und verhindert ihren Wiederverschluss. Ausreichende Blutversorgung des Gehirns beugt dem Schlaganfall vor
Eine gewisse Gefäßverkalkung ist Teil des natürlichen Alterungsprozesses. In diesen Fällen verschreibt der Arzt nur ein Medikament, das den Blutfluss verbessert und die Bildung von Blutgerinnseln verhindert. Ist es schon zum Schlaganfall gekommen oder liegt eine höhergradige Carotis-Stenose vor, wurde bislang meist eine Operation durchgeführt (Carotis-TEA). Dabei öffnet der Chirurg die Halsschlagader, trennt sie vom Blutstrom ab, entfernt die Verkalkung, säubert das Gefäß und näht es wieder zusammen. In manchen Fällen wird ein "Flicken" aus einem Stück Vene oder Kunststoffmaterial eingenäht (Grafting).
Eine Operation kann den meisten Patienten inzwischen erspart werden: Ihre Halsschlagadern werden per Carotis Stenting erweitert. Diese minimal invasive Behandlung ist besonders schonend, denn sie kann in der Regel unter örtlicher Betäubung erfolgen, erfordert keinen Hautschnitt am Hals, belastet das Gefäß und die umliegenden Halsnerven weniger und ist nicht mit einem Operationstrauma verbunden. Zudem können per Carotis Stenting auch solche Gefäße erreicht werden, die einem operativen Eingriff nicht zugänglich sind (z.B. nahe der Schädelbasis). Neueste Studienergebnisse belegen die positiven Resultate im Vergleich zur herkömmlichen Operation.
Weiten, sichern, stützen
Wie funktioniert Carotis Stenting? Das Prinzip ist einfach: Weiten, sichern, stützen. Per Katheter werden - von der Leiste aus - die notwendigen Instrumente bis in die Halsschlagader geschoben. Ein Ballon weitet die Verengung. Dabei können sich Plaques lösen - gelangen sie bis in das Gehirn, besteht akute Schlaganfallgefahr! Um das zu vermeiden, führt der Arzt oft zusätzlich ein Sicherheitssystem ein: Ein Schirmchen entfaltet sich im Gefäß und fängt die losen Teile ab. Anschließend wird ein Stent (maschenartige Röhre aus Edelstahl) eingesetzt, um die Gefäßwand zu stützen. Mit einer kleinen Menge Kontrastmittel überprüft der Arzt, ob der Verschluss erfolgreich geöffnet wurde. Ist der Befund unauffällig, werden Ballon, Katheter und Sicherheitssystem herausgezogen. Nur der Stent bleibt - für den Patienten in der Regel nicht spürbar - im Körper, damit sich die Halsschlagader nicht wieder verengt. Mit der Zeit wächst das Gewebe der Arterienwand um die Gefäßstütze und sorgt so für eine zusätzliche Verstärkung der Arterie. Mit allen Vorbereitungen und der Kontrolle dauert der Eingriff eine halbe bis max. zwei Stunden.
Auch ein ökonomischer Gewinn
Über die viel geringere Belastung der Patienten hinaus bietet Carotis Stenting auch finanzielle Vorteile. Das neue Verfahren spart Kosten ein, da für den Eingriff keine Vollnarkose und insgesamt weniger Personal gebraucht wird und der Patient schneller nach Hause entlassen werden kann. Bislang wird Carotis Stenting vor allem angewendet, wenn der chirurgische Eingriff mit erhöhtem Risiko verbunden ist, eine Strahlentherapie vorausgegangen ist oder die lokalen Verhältnisse eine Operation erschweren oder unmöglich machen. Patienten, die für eine herkömmliche Operation vorgesehen sind, sollten vorher mit ihrem Arzt besprechen, ob eine Behandlung durch Stenting ebenso in Frage kommt. Ist dies der Fall, sollten sie den Eingriff von einem routinierten Spezialisten durchführen lassen. Eine Studie hat gezeigt, dass der Behandlungserfolg von der Erfahrung des Arztes abhängt.
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